Lebenslauf des Motorrades Marke MGC 2/2

Anno 46 

Der Krieg war zu Ende, die Grenzen frei, jetzt aber waren wir unserer Drei. Niemand konnte uns im Zaun halten, auch der Nachwuchs sollte mithalten. Ich habe auf dem Sozius einen Sitz aus Aluminium platziert, der hat mehr meine Frau als mich geniert.

Wir haben uns kühn auf die Fahrt getraut, Elsie trug den vollen Rucksack und das Zelt war hinten in einem Sack verstaut.

1946 – 1. Motorradreise nach dem 2. Weltkrieg in den Jura. Zeltlager bei Le Locle.
1946 – Morgentoilette an Flüsschen bei Le Locle.

Das Steuern war mühsam und dennoch schön, wir konnten wieder Neues sehn. Es zog uns erneut mit Macht in die Ferne auf unserem Stahlross. Zuerst nach Süden in die Wärme mit unserem jungen Spross. Nachdem der Töff den grossen St.Bernhard erklommen, sind wir nach Turin zum Tenda-Pass gekommen. Meine Frau war wegen den Kurven total auf den Felgen, Sie war zu erschöpft zu kochen, ich konnte nicht schwelgen. Hungrig und Müde sind wir ins Zelt gekrochen. Wir schliefen schlecht wegen dauerndem Hunde-Gekläffs, ich wünschte das Biest zum Teufel ins Land des Pfeffers.

Wir haben die Ziele Nizza und Toulon glücklich erreicht, dort eine zerbombte Villa am Meer in Beschlag genommen. Das Leben war herrlich, das Wetter prachtvoll, die Heimfahrt glücklich, die Reise war toll.

Dass Fahrten zu Dritt auf einem Motorrad verboten sei, brachte uns in der Schweiz die“Polente“ bei. Wir mussten eine Busse „brennen“, so lernt man das Land der Freiheit kennen.

1946 – Erste Fernreise nach dem 2.Weltkrieg. Italien, Frankreich! Gr. St.Bernhard, Aosta, Turin, Tenda Pass, Nizza, Toulon, Marseille. Mit MGC 1931 und Zelt. Der kleine Ernstli wurde zwischen Vater und Mutter geklemmt, er hat’s überlebt.

Anno 47

Da man sich Diese erkämpfen muss, blieb ich nicht lange Gewehr bei Fuss. Ich holte ein Seitenwagen-Chassis Marke Haller, damals das Beste Aller. Die Gondel habe ich selbst gebaut, als Fachman mich dazu getraut. Technisch ist Sie sehr raffiniert gestaltet, Ihre Form so schön, dass Sie nie veraltet.

Zur Fahrprüfung kam Chef-Experte Weilenmann mit. Ich fuhr rassig, es war ein Hit.

Prüfung bestanden mit Bravour, von falschem Verhalten keine Spur.

Ich habe ja schon vorher erlebt, wie rasch sich das Beirad vom Boden abhebt.

Als ich ohne Gondel von Basel nach Zürich fuhr, schützte gegen Stürze kluge Vorsicht nur. Jetzt machte das Reisen zu Dritt Vergnügen, nicht immer natürlich, ich müsste ja lügen. Schon die nach Paris, dem ersehnten Ziel, war beschwerlich, weil Dauerregen in Strömen fiel. Da die Füsse in den Stiefeln im Wasser schwommen, hat diese Fahrt mich schwer mitgenommen. An meinem Geburtstag mit 40 Jahren war ich bös angeschlagen.

Wir waren zu Viert, ein Neffe fuhr auch noch mit, erst nach Tagen der Ruhe war ich wieder fit.

Die Rückfahrt war toll, im Oktober spät, wenn der Wind mit den Blättern Spiele macht.

Die Lust an der Fahrt in Ekstase gerät, gejagt vom Westwind in romantischer Nacht.

Anno 48

Auf der Italien Reise konnten wir Vieles sehen und erleben, im Land der Künste und Erdbeben. Über den Stelvio Pass sind wir nach Bozen gekommen, haben hier Fleisch zum Braten mitgenommen.

1948 – Italienreise – Mailand, Rom, Neapel, Venedig. Auf der Passhöhe Stilfserjoch.

Es stank in Venedig wegen der Hitze, die Fische frassen dann unsere Schnitze. Geschlafen haben wir im Massenlager, unser Gespann wurde dort bewundert wie ein Schlager. Man war von der „Bella Macchina“ hell begeistert. In den Abruzzen fanden wir Reste vom Kriege, im Keller eines zerstörten Hauses Fussknöchel in einem Schuh als Wiege. Eine nicht explodierte Granate lag im Haus, hier zu kampieren war ein Graus. Glücklicherweise hat unter dem Zeltboden keine Bombe gesteckt, wir wurden am Morgen nicht durch eine Explosion geweckt.

In Neapel hat uns die Mafia nicht zu entführen versucht, als Opfer schienen wir Ihr zu wenig betucht. Für Sizilien hat leider die Zeit nicht gereicht, darauf zu verzichten fiel uns nicht leicht.

1948 – Italienreise im August – Mailand, Rom, Neapel. Däddel auf der Via Apia in Rom. Gespann ohne Aufbau.

In Pompei habe ich der sinnigen Worte „Memento Mori“ gedacht, der Stadt, deren schreckliches Ende der Vulkan Vesuv gebracht. Roms geschichtliche Bauten zu sehen, war uns wichtig, Sie zu besuchen, richtig. Man wird sich der Worte „Sic Gloria Mundi“ und „Tempi Passati“ bewusst. Der „Via Apia“ Strasse bei Rom habe ich Ehre erwiesen. Hier marschierten römische Legionen vorbei, für Kaiser die meinten, dass ihre Macht ewig sei.

In Pisa campierten wir unter dem Turm in Falllinie, wir machten uns keine Sorgen deswegen. Er würde sich in dieser Nacht noch nicht umlegen. Wahres Pech kam uns in anderer Art entgegen. Die Hinterachse brach entzwei, man kann nicht sagen das dies erfreulich sei. Das Problem löste ein tüchtiger Mecanico, wir waren für seine Hilfe sehr froh. Aus Alteisen hat er eine neue Achse gedreht, damit die Fahrt bald weitergeht.

1948 – In Venedig. Polizisten und begeistertes Publikum umringen das MGC-Gespann.

Anno 49

1949 feierten wir im Camping Marseille den 1. August. Hier packte uns weitere Reiselust. Anstatt nach Les Beaux und in die Camargue zu gehen, wollte meine Frau die Sahara-Oase Bou-Sada sehen. Zwei Schweizer Gespannfahrer schlossen sich uns an.

Die „Ville d’Alger“ brachte uns nach Tunis als erstes Ziel. Bald passierte Schlimmes und davon viel.

1949 Zwischenhalt in Tunesien. 5 Hirtenjungen und Ernst Häusler jun.
1949 Afrikareise. Irgendwo in Algerien lockt ein schattiges Plätzchen.

Das Vorspiel hatte schon früher zu Hause begonnen. Ich hatte ein Gummiband-Federsystem ersonnen, da Ersatz für die gebrochene Gabelfeder nicht bekommen. Einem Gabelbolzen war die Dauerbelastung zu viel, so dass er brach wie ein Besenstiel. Das Gespann sank nieder als wollte es knien, ich konnte weder Lenken noch die Bremse ziehen und fuhr Bord ab in ein Bahngeleise. Der Sturzlärm war nicht leise.

1949 – Afrikareise. Begegnung auf algerischer Landstrasse. Tradition und Mobilität. Man beachte die eingedrückte „Nase“ des Seitenwagens.

Die Gondelspitze krachte auf eine Schwellenbohle, der Aufprall war gar nicht zu unserem Wohle. Uns hat es auf das Geleise gespickt, erstaunt haben wir das Gespann zurück auf der Strasse erblickt. Mit Schwung hat es Umkehr gemacht, mit meiner Frau in der Gondel, vor Schreck gelähmt. Wir haben manche Tage nicht mehr gelacht.

Das Reisen per Töff gaben wir trotzdem nicht auf, ein echter Töffler nimmt Unfallgeschehen in Kauf. Mein Fuss war verletzt, ich musste hinken, aber wir haben keine Knochen gebrochen, nur Schürf-und Quetschwunden blieben für einige Wochen.

Ein Camion brachte uns nach Bône ins Spital, die Behandlung der Wunden war eine Qual. Das defekte Gespann hatte Platz in einer Garage gefunden. Ich flickte es halbwegs während Tagen, denn ich wollte trotzdem die Weiterfahrt wagen.

Mein Schutzengel rettete mich oft in Gestalt eines Schweines, es brachte mir Glück, grosses und kleines. Wieder bot er mir Hilfe dar, jedermann wird sagen das dies ein Glücksfall war. Im Schrott englischer Armeemotorräder fand ich die benötigten Teile, damit unser Gespann von Neuem von dannen eile.

Die Gondel vorn tief eingeschlagen, sie lief versetzt und schief. Wir durften kein weiteres Unglück wagen, Vorsicht gebot Geschwindigkeit recht tief. Erst wollten wir nur den nächsten Hafen erreichen, um auf kürzestem Weg nach Hause zu schleichen. Da in den Häfen keine geeigneten Schiffe lagen, mussten wir es bis zum 800 Km entfernten Algier wagen. Bou-Sada haben wir leider nie gesehen, aber in Algier gab es ein Wiedersehen.

Mit den Begleitern vom Unfalltag. In Bône hatten Sie uns verlassen, nun konnten Sie es kaum erfassen, was Durchhalte-Willen vermag.

In Marseille trennten sich unsere Wege erneut, wir trafen uns nie mehr auf Fahrten bis heut. Im Hafen wurden wir zwangsgeimpft, gegen südliche Krankheitskeime.

1949 – Afrikareise, Marseille, Tunis, Algier, Marseille 2. – 16. August. Im Hafen von Algier.

Bald lag Ernstli fiebernd in der Gondel, der arme Kleine. Obschon meine Frau hohes Fieber gemessen, fuhren wir weiter, zeitnotbesessen. Der Unfall raubte nebst Geld auch Zeit, zu Schulbeginn war Ernstli auf Reisen, der Weg noch weit. Les Beaux, die Gespensterstadt aus dem Mittelalter haben wir dann doch noch zu Sehen bekommen. Vergeblich warnte ich meine Frau dem Kochen im Freien zu frommen, bald brannte das Gras und nahes Gebüsch und wir haben Reissaus genommen. Nochmals hat es durch meine Schuld gebrannt auf dieser Reise, wieder aus Unvorsicht, nur auf andere Weise.

Beim Rast am See von Neuchâtel, erschöpft von der langen Fahrt, wir wollten weiter, es war nicht mehr hell und roch nach Benzin. Ich suchte mit dem Feuerzeug nach dem Grund, der Vergaser darauf in Flammen stund. Schnell richtig handelnd machte ich meinen Fehler wieder gut, erstickte mit einer Decke die lodernde Glut. Glücklich sind wir wieder davon gekommen und haben den Heimweg unter die Räder genommen.

1949 – Afrikareise im August. Rauchpause unterwegs in Algerien.
1949 – Afrikareise vom 21. Juli- 16 . August, Marseille, Tunis, Algier. Hitze in Algerien. Elsa im Seitenwagen, Ernst jun. mit Beret dahinter.
1949 am 14. August trotz Unfall in Bône (Anaba) am Ziel in Algier angekommen. Im Hintergrund der Hafen.

Anno 50

Da wir Bekannte hinter dem „Eisernen Vorhang“ im Osten hatten, liess man uns einen Blick dahinter gestatten. Wir schleppten viele Esswaren im Kofferraum der Gondel mit, weil wer dort lebte immer noch an Hunger litt.

1950 – Deutschlandreise. Leipzig, Dresden. Kurz vor
der Zonengrenze. Es gab noch keine DDR.

È sahen in Leibzig, was der schreckliche Krieg hinterlassen, Ruinenhäuser ringsum,die Strassen verengt voller Trümmermassen.

1950 – Dresden, 1945 durch Luftangriffe völlig zerstört.
1950 – Die Stadt Dresden, ein Schutthaufen.

Na, esst Ihr aber gut, meinte erstaunt eine Frau mit Neid, als wir auf einer Parkbank zum Picknick sassen. Statt dem Sieg brachte der Krieg auch den Deutschen Leid.

1950 – Autobahn in der Ostzone, wenig Verkehr, Benzinmangel.

Anno 51 

1951 lenkte ich entschlossen das Gespann Richtung West, zum fernen Ziel am Rand der Bretagne, der Hafenstadt Brest.

Die Bretagne ist schön, doch das Klima ist rauh, wir froren im Zeltbau. Eine Frau lud uns ein, zu Ihr an die Wärme zu kommen, wir haben dies dankbar angenommen. Oft trafen wir gute Leute in aller Welt von denen wir Hilfe bekamen ohne Entgeld.

Wir hatten auch das grosse Verlangen, in die Normandie, nach Le Havre, Cherbourg und zum Mont St.Michel zu gelangen. Wir besichtigten die Ohama Beach, Landestelle der Amerikaner im Kriege, den Startort zum späteren Siege.

Für jeden, den es wie mich nach meerfrischen Fischen gelüstet, sind die Mühen der langen Reise wohl wert. Den hier in den berühmten Fischerhäfen, sind Fischer und Beizen dazu bestens gerüstet. Man kennt ja das Land der feinen Küchen, mit ihren wohlriechenden Gerüchten. Das Land,an Gütern zur Nahrung so reich,das grosse, schöne Frankreich.

1951 – Frankreichreise in die Bretagne. Brest, Pointe du Raz, Paris.

Anno 52 

Nachdem wir schon bereist hatten Europas Süden, Osten und Westen zuvor, bereitete ich eine Reise nach Skandinavien im Norden vor. Den Wunsch hatte ich schon als Kind, zu erfahren, wie dort oben Land und Leute sind. Als ich die Fahrt ums bottnische Meer geplant, habe ich von All dem nichts geahnt, was uns an Üblem passieren sollte. Das Pech fing schon kurz vor Bruchsal an, als das Motorlager rechts zu zwitschern begann. Das Bronzelager lief heiss mangels Ölzufuhr, erst beim dritten Mal kam ich dem Grund auf die Spur. Zweimal habe ich den Motor auf der Strasse zerlegt, deshalb sind wir nie um das bottnische Meer gefegt. Im Camping von Kopenhagen habe ich den Motor zum dritten Mal demontiert, eine kleine Werkstatt hat den Schaden repariert. Nachdem sich das Rätsel so lang ins Dunkel gehüllt, hat mich die Lösung mit Glück erfüllt. Beim Töffmech Bahlen habe ich einen 500 ccm JAP Motor, Baujahr 1928 erstanden, habe defekte Teile durch solche ersetzt, die sich in meiner Werkstatt befanden. Ein Ölloch, das ich wohlmeinend aber falsch platzierte, war der Grund, dass Öl das Lager zuwenig schmierte. Erst nach langem logischen Denken bin ich darauf gekommen. Ich stopfte das Loch mit einem Stiftchen zu, so hatten wir endlich Ruh und das Elend ein Ende genommen. Als Trost haben wir Stockholm und Oslo erreicht und gesehen. Ganz liess uns die MGC nicht im Stich, trotzdem Sie vom geplanten Weg abwich. In Oslo sahen wir Heyerdahls weltberühmtes Kontiki Floss, als Andenken schnitt ich ein Stücklein Balsa-Holz los. Auch das Polarschiff des Forschers Nansen, die Fram, von uns Wundernasen Besuch bekam.

Da das zweite Motorlager auch Schaden erlitten, sind wir ohne Eile nach Hause geritten. Dies hat aber auch seine Tücken gehabt, fast hätte uns ein Lastenzug von hinten geschnappt, als er beim Überholen uns den Weg abschnitt.

Der Beifahrer streckte nicht den Kopf, nein die Füsse aus dem Fenster!

Meine Frau schrie laut auf vor Schreck im Seitenwagen, zur Rettung musste ich sofort etwas Gefährliches wagen. Ich durchfuhr eine Hecke am Autobahnrand, ein steiles Wiesenbord hinunter, dann kam das Gespann auf einem Getreidefeld zum glücklichen Halt. Es brauchte Entschlossenheit und Mut, das Richtige zu tun, mit Recht durfte ich nach diesem Schreck ein Weilchen ruhn.

Anno 56

Passfahrten machte ich besonders gerne, in der Schweiz und in der Ferne.

Ich wollte es noch einmal gründlich wissen, ohne mich überanstrengen zu müssen.

Wir überquerten zu Viert, meine Frau, meine Schwester und Büsi dabei, alle Pässe um Nizza zu erreichen, ohne dem Grenzgebirge zwischen Frankreich und Italien zu entweichen. Wir bezwangen der Reihe nach folgende Pässe: Den Furka, die Forclaz, die Col’s des Montets, Col d’Iséran (der höchste Europas, 2769m) Dann den Galibier, 2645m und die Pässe Lautaret, Izoard, Col du Vars und den Col de Cayolle. Meist waren es ruppige Kerle, neun an der Zahl, für uns eine Lust, für den Töff eine Qual. Zurückgekehrt sind wir über die berühmte Route Napoléon. Ich streichelte zärtlich die MGC zum Schluss, wie ein Pferd das man für seine Leistung loben muss. Es hat pannenfrei durchgehalten, obwohl an Jahren schon bei den Alten.

Wenn man wie ich das Motorrad  über X-tausend Kilometer fordert und plagt, darf man nicht jammern wenn es in der Folge manchmal den Dienst versagt.

Zu den schon erwähnten uns noch folgende Pannen quälten: Einmal fuhr ich Nachts über den Albula, es schien mir, als obdas Gespann leicht betrunken wär, den es schwankte komisch hin und her. Am nächsten Tag habe ich den Grund herausgefunden, eine Vorderstrebe gebrochen am Rahmen, wir waren froh, dass wir heil bis zur nächsten Werkstatt kamen.

Nebst grossen Fahrten kamen in der Schweiz und Umgebung noch viele mittlere und kleine dazu, von denen ich nur diejenigen erzählen will, an denen Unvergessliches geschah. An Grossstädte gewohnt war Arbon für uns ein zu stiller Ort, um die Freizeit dort zu verbringen. Wir fuhren fast immer nach Zürich, auch zur ungemütlichen Winterzeit. Bei zwei Fahrten war unser Schutzengel einsatzbereit. Einmal war die Strasse vereist und wir sind entgleist, ein anderes Mal erlebten wir Schrecksekunden, als bei der alten Brücke über die Thur, ich beinah ins eiserne Brückengeländer fuhr.

In der Kurve ist der Hinterreifen geplatzt, den ich zuvor geflickt anstatt ersetzt.

Die MGC schleuderte lange Sekunden bis es mir gelang, sie aufzufangen. Dieses Ereignis beweist, das falsches Sparen böse Folgen hat. Eine Heimreise wurde in der Berner Höhe-Steigung unterbrochen, als der Motor den Geist aufgab. Vielleicht war der Benzintank leer, ich erinnere mich nicht mehr. Von einem Lieferwagen liess ich mich auf die Höhe schleppen, mein Junge sass neben dem Fahrer. Während der Fahrt habe ich mich gedreht, dadurch die Kontrolle verloren und bin gestürzt, mitgeschleift bis zum Glück die Zugschnur riss. Ich rollte zurück nach Lauerz mit gequetschtem Knie, solche Ereignisse vergisst man natürlich nie. Zweimal, stets auf der Rückfahrt seltsamerweise, unterbrach ein Kipphebelbruch die Reise. Bei der Ersten mit meinem Sohn das Inntal hinunter bis Landeck im Tirol, aber erst auf der Rückkehr im Thurgau.

Jahre später hat sich bei Mellingen, AG der zweite Kipphebel verabschiedet.

Einmal ist etwas zum Lachen passiert, erst zurück in Paris hab ich es kapiert, dass ich das Nummernschild zu montieren vergass. Weder Polizei noch Zoll hat das Fehlen bemerkt, was unser Vertrauen ans Glück verstärkt. Es fuhr ja immer als Begleiter mit, selbst wenn ich gefährlich an Ermüdung litt. Ich war wie ein Automat beim Lenken, um richtig zu handeln musste ich kaum denken. Die Routine hat mich zum sicheren Fahrer gemacht, Töfffahren lernt man nicht über Nacht. Der Verkehr war noch mässig zu jenen Zeiten, man riskierte nicht Kopf und Kragen wie heute.

Helme zu tragen war eine Qual, wir taten es erst als das Gesetz es befahl.

Mein grösster Genuss lag jeweils darin, wenn ich in fernen Städten zum Bahnhof gefahren bin. Mit Befriedigung und Stolz, echte Töffler sind Leute aus hartem Holz.

Mit eigenem Gefährt sind wir hier angelangt, die Rückfahrt uns auch nicht bangt.

Zwei Fahrten sind noch erwähnenswert. Bei einer war meine Schwester und der Neffe dabei. Wer gern in Frankreichs Provence fährt, verpasse nicht den St. Bernhard Nummer zwei. Der Kleine ist nicht weit vom Grossen entfernt. Umwege macht gerne wer Pässe liebt, weil es so noch mehr zu erleben gibt.

Die Andere, als ich einem Bekannten-Paar Freude schenkte, mit Ihnen mein Gespann über den Splügen lenkte. Er ist der kürzeste Weg, der nach Italien führt, ein Pass dem Beachtung gebührt. Persönlich hat mir von den Befahrenen Allen, am Meisten der Passo di Spluga gefallen.

Obschon wir oft gestresst durch Hitze, Kälte, Regen, Hunger und Durst, wurden wir vom Reisen per Töff niemals krank, und die MGC nur zeitweise, Gottlob und Dank.

Ernst Häusler senior – Ostern 1984